Vilnius

Vilnius

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Vịlnius,
 
deutsch Wịlna [v-], russisch Wịlnjus, polnisch Wịlno, Hauptstadt von Litauen, 80-220 m über dem Meeresspiegel, erstreckt sich im Tal und auf den Terrassen der Wilija, (2000) 578 000 Einwohner; religiöser, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes mit Sitz eines katholischen und eines russisch-orthodoxen Erzbischofs; Litauische Akademie der Wissenschaften (gegründet 1941), Universität, TU, Pädagogische Universität, Musik-, Polizei-, Kunstakademie; Staats- und Universitätsbibliothek, fünf Theater (besonders Oper und Schauspielhaus), Philharmonie, Nationalmuseum für Staats- und Kulturgeschichte (im neuen Arsenal, 16. Jahrhundert), Staatliches Jüdisches Museum und zahlreiche andere Museen und Gemäldegalerien sowie viele Verlage. In Vilnius wird etwa ein Viertel der litauischen Industrieproduktion erzeugt, die sich vorwiegend in den neuen Stadtvierteln im Norden und Osten konzentriert. Wichtigste Zweige sind Maschinen-, Apparate- und Werkzeugbau, elektrotechnische, Textil-, Bekleidungs-, Schuh-, Möbel- und Nahrungsmittelindustrie sowie grafisches Gewerbe. Vilnius ist Handelszentrum (Messestadt) und Verkehrsknotenpunkt mit internationalem Flughafen.
 
 
Die Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) mit teilweise erhaltenem Mauerring von 1503-22 birgt das ehemalige Burgterritorium mit Resten der Oberen Burg (14./15. Jahrhundert) und der Alten (Unteren) Burg mit dem Gediminturm (ursprünglich 13. Jahrhundert, später verändert; im 20. Jahrhundert restauriert), außerdem zahlreiche bedeutende Bauwerke aus verschiedenen Epochen. Dazu gehören mehrere spätgotische Backsteinkirchen (Nikolauskirche, vor 1387 begonnen) sowie das gotische Ensemble (15. und 16. Jahrhundert) mit Bernhardkloster, -kirche sowie Annenkirche; nach einem Brand im 17. Jahrhundert Neuaufbau der Stadt; zahlreiche barocke Kirchen (Kasimirkirche, Peter-und-Paul-Kirche, Sankt Teresa, Heiliggeist-, Katharinen- und Allerheiligenkirche) sowie Adelspalais. Die mit Arkaden geschmückten Bauten (16.-19. Jahrhundert) der Universität (1570 als Jesuitenkolleg gegründet, seit 1579 Universität) sind um 13 geschlossene Höfe angeordnet. Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert entstanden die klassizistischen Bauten der Kathedrale (1786-1801; an der Stelle von Vorgängerbauten) und des Rathauses (1788-99, heute Kunstmuseum). Viele Bauten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet (Außenministerium, Opernhaus, Parlamentsgebäude, Ausstellungshalle für moderne Kunst und der 326 m hohe Fernsehturm).
 
 
Um 1322/23 ließ der litauische Großfürst Gedimin auf dem Schlossberg die Burg Wilna als neue Residenz errichten, neben der sich eine Kaufmannssiedlung entwickelte. Diese erhielt nach der litauisch-polnischen Union 1387 Magdeburger Recht und wurde Sitz des ersten litauischen Bistums. Als häufige Residenz (seit 1387) der litauischen Großfürsten und polnischen Könige sowie als bedeutendes Handels- und Kulturzentrum (1525 Buchdruck, 1579 Jesuitenkolleg) erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert eine Blütezeit. Mit der 3. Polnischen Teilung (1795) kam Wilna an Russland (Gouvernementhauptstadt) und war bis 1832 (Schließung der Universität) ein Zentrum polnischen Geisteslebens; 1915-18 von deutschen Truppen besetzt. Nach wechselnder Herrschaft des bolschewistischen Russland und Polens besetzte Letzteres am 9. 10. 1920 Wilna und seine Umgebung (Wilnagebiet; Wilnafrage). 1940-90 war Vilnius Hauptstadt der Litauischen SSR, seit 1990 der Republik Litauen.

Universal-Lexikon. 2012.

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